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(02.10. – 06.10.18)
Erste Eindrücke von der Mongolei
Bereits auf der Fahrt in das erste Dorf hinter der Grenze erhalten wir einen Vorgeschmack der berüchtigten mongolischen Strassenverhältnisse: zwar existiert eine einigermassen angenehme Hauptstrasse, daneben führen jedoch beidseitig diverse Pisten parallel dazu. Davon machen unter anderem die Tanklaster gebrauch, welche mit uns die Grenze überquerten. Wir picken uns also auch eine Piste heraus und fahren auf dieses Dorf zu, beidseitig umgeben von Bergen und ein breites Tal dazwischen, in welchem wir uns befinden.
Bei der Einfahrt in das Dorf sehen wir einen kleinen Laden, in dem wir Versuchen, unsere Vorräte aufzustocken. Leider werden wir enttäuscht: 70% der Lebensmittel sind Süssigkeiten, der restliche Teil alkoholische Getränke und dazwischen versteckt finden sich wenige brauchbare Lebensmittel wie Reis, Pasta, Linsen und einige Konservenbüchsen. Mit einer mageren Ausbeute verlassen wir dieses Magasin. Draussen werden wir wiederum von einer handvoll Kindern und, wie uns scheint, dem Besitzer der benachbarten Tankstelle belagert: nach Süssigkeiten wird gefragt, ob wir nicht eine SIM-Karte kaufen möchten (2G), er hätte ein Baby, ob wir ein Geschenk hätten und ob wir noch weitere Touristen an der Grenze gesehen hätten. Wir fühlen uns unwohl und verlassen schnell diesen Platz, wo wir wie Futter von Geiern umkreist werden. Auch als wir es beim nächsten Laden versuchen, werden wir wieder wie Aas von Geiern umkreist. Die Leute sind aufdringlich, wollen etwas verkaufen und sind auch nicht besonders freundlich. Schnellstmöglichst verlassen wir dieses Dorf, dabei werden wir noch von einem Mann auf dem Motorrad verfolgt. Auch dieser möchte uns sein Guesthouse empfehlen. Der erste Eindruck von den Einheimischen ist nicht gerade der Beste und wir hoffen inständig, dass die Menschen in der restlichen Mongolei anders sind.
Weil wir das Dorf fluchtartig verlassen, fahren wir nur in die ungefähre Richtung. Um den Herrn abzuwimmeln, geben wir vor, die Seen besichtigen zu wollen. In Wahrheit haben wir einfach die korrekte Hauptstrasse verpasst und suchen uns eine Piste, die uns dahin zurück bringt. Wir lassen einem Motorradfahrer die Vorfahrt und freundlicherweise weist er uns während seiner Fahrt die korrekte Piste. Zurück auf der offiziellen auch auf unserer Karte eingezeichneten Strasse folgen wir diese nun weiter nach Osten. Unser Ziel ist der Achit Nuur (ein See) zwischen diesem Dorf und Ölgii, bevor es dann nach Ölgii geht. Dort möchten wir das grösste jährlich stattfindende Adlerfestival besuchen und uns nach langen drei Monaten mit Judith und Wolfgang wieder treffen, die nun in entgegengesetzter Richtung unterwegs sind.
Ohne Karte und GPS komplett verloren
Unsere Pocket Earth-Karten-App kennt viele kleine Wege und an eine solchen Halten wir uns jetzt, da wir zum See wollen. Es gibt viele Pisten, die auf keiner Karte eingezeichnet sind und im Laufe der Jahre entstanden sind. Wir suchen uns deshalb einen Punkt auf der Karte und markieren diesen. Damit wissen wir nun, in welcher Richtung dieser sich luftlinienmässig befindet und können uns bei der Pistenwahl daran orientieren. Von einem engen Tal biegen wir von der Hauptstrasse ab und fahren lange Zeit durch offenes und steiniges Gelände, zur rechten Seite Hügel und zur linken können wir weit in der Ferne bereits den See entdecken. Wir halten uns immer weiter östlich, queren Pisten die nach Süden führen und versuchen jeweils eine Piste zu finden, die einigermassen befahren aussieht. Kaum zu glauben, dass wir nur einmal eine Sackgasse nehmen, die uns zu einem ehemaligen Yurten-Platz führt. Meist ist der Untergrund steinig oder zu weilen sandig, manchmal jedoch fliesst ein kleiner Bach mitten durch, den es zu queren gilt. Ist der Grund auch da steinig, ist die Durchquerung kein Problem, aber teils ist er erdig und matschig und dann kann mit einem schweren Auto wie Terry ein solcher Bach eine kleine Herausforderung darstellen. Einmal bleiben wir knapp stecken, mit allen Sperren kommen wir aber rückwärts wieder raus und nehmen einen anderen Weg. Ein zweites Mal ist der komplette Weg 50m unter Wasser gesetzt und nebenan sumpfig, womit ein Ausweichen unmöglich ist. Beim ersten Versuch setzten wir auf, auch hier helfen uns die Sperren weiter und Valentin kann das Hindernis bravurös umfahren. Wir haben Glück und der Weg unter dem Wasser ist mit grossen Steinen durchsetzt, was zwar unangenehmes umherschütteln von Terry zur folge hat, Deedrah jedoch beruhigt, dass wir nicht im Matsch steckenbleiben werden. Wir meistern das Stück und kommen bei drei bewohnten Jurten vorbei. Unglaublich, in welchen Gegenden die Menschen ihre Zelte aufschlagen. Trotz der kargen und unfruchtbaren Umgebung finden wir immer wieder Häuschen, Jurten und Herden. Man ist nie ganz alleine.
Da ein frischer Wind weht, suchen wir Schutz hinter einem Felsen. Dies ist wohl auch ein ehemaliger Jurten-Platz. Leider reicht es nicht aus, um uns komplett zu schützen, weshalb wir uns nach dem Abendessen gleich ins Auto verkriechen. Bereits um 18:30 verschwindet die Sonne und macht einer kalten Nacht platz. Es bricht die Zeit an, wo wir nicht mehr lange draussen sitzen bleiben, sondern schnell ins Dachzelt oder ins Auto flüchten wie heute. Bei einer Partie Backgammon oder VierGewinnt lassen wir den Abend ausklingen, bevor es in die Schlafsäcke geht.
Am nächsten Morgen erwartet uns ein wolkenverhangener Himmel und plötzlich kleine Schneeflocken. Sofort kühlt es nochmals um ein paar Grade ab. Weil wir mit den mongolischen Pistenverhältnisse noch nicht vertraut sind und wir nicht hier festsitzen wollen, zumal wir nicht richtig voraus geplant haben und unsere Wasserreserven zuneige gehen, packen wir hastig zusammen. Aufgrund des Alptraumes von Deedrah in dieser Nacht, dass es nach dem nächtlichen Regen überall matschig und schlammig sein wird und wir ohne Wasser irgendwo steckenbleiben, beschliessen wir, ein Stück zurückzufahren und die Piste, welche hinter der Hügelkette entlangführt und nicht jene am See entlang, zu nehmen.
Wieder fahren wir durch kaum besiedelte Landschaften. Rechts zeigt sich schon blauer Himmel und das Ergebnis der letzten Nacht: die Berggipfel sind alle Schnee bedeckt. Eine wunderschöne Szene. Links von uns befindet sich der See mit grauen Wolken. Über viele verschiedene Pisten erreichen wir die Hauptstrasse und folgen dieser. Wir haben eine Auswahl von ca zehn Pisten, bis vor der Schlucht sich alle wieder vereinigen und nur noch eine einzige Strasse durch das enge Tal führt. Da wir unbedingt Wasser benötigen, fahren wir nach Ölgii, dem Hauptort dieser Provinz. Das Dorf macht einen trostlosen Eindruck, aber wir finden einen Bankomat und einen grossen Supermarkt, der nicht nur aus Alkohol und Süssigkeiten besteht, wie es auch der erste in Ölgii angesteuerte Supermarkt tat. Da wir das gute Internet ausnutzen und der Nachmittag bereits fortgeschritten ist, suchen wir ausserhalb des Dorfes am Fluss einen Übernachtungsplatz. Morgen sollten dann auch Judith und Wolfgang in Ölgii eintreffen.
Rundum Ölgii
Da wir nicht wissen, was es um Ölgii zu sehen gibt, schlafen wir aus und starten gemächlich in den Tag. Deedrah arbeitet am Blog, damit es etwas zu lesen gibt, und Valentin beschäftigt sich mit der Spureinstellung von Terry, damit die Räder wieder gerade voraus zeigen. Gegen Mittag, als es langsam warm wird, starten wir Richtung Pass, der ein paar Kilometer hinter uns liegt. Zuerst führt die Piste durch ein schmales Tal bis sich vor uns eine atemberaubende Hochebenen auftut: ringsum schneebedeckte Berge und die Sonne scheint kräftig darauf. Wir geniessen den tollen Ausblick. Um zurück zur Hauptstrasse zu gelangen, haben wir eine Piste auf dem Navi entdeckt, die quer über die Eben führt, welcher wir nun folgen. Tatsächlich lässt sich die Piste trotz dem Schnee gut erkennen und wir finden sogar Motorradspuren. Vorbei an Kuh-, Yak-, Pferde- und Schaafherden, an kleinen Häuschen und vereinzelt auch Hirten, gelangen wir wieder ins Tal hinunter, wo wir auf unsere Freunde warten.
Diese sind zwischenzeitlich jedoch bereits im Dorf angekommen. Wir treffen sie vor einer öffentlichen Dusche und freuen uns riesig über das Wiedersehen. Drei Monate sind doch eine lange und ereignisreiche Zeit auf einer solchen Reise. Da auch wir nun zu unsere Dusche kommen, verzichten wir darauf, eine Unterkunft zu suchen. Aufgrund des Adlerfestivals sind die Preise in die Höhe geschnellt. Alle hoffen nochmals auf ein gutes Geschäft, bevor die Saison komplett zu Ende geht. Wir stocken unsere Vorräte auf und gehen zusammen türkisch Essen. Wenigstens noch einen warmen Raum zum quatschen für heute Abend 🙂 Bereits um sieben Uhr wird es dunkel, weshalb wir wieder den gestrigen Stellplatz aufsuchen – wir kennen den Weg, der Platz ist ok und nicht weit weg.
Tags darauf versuchen wir zusammen, mehr über den Schauplatz dieses Festivals herauszufinden. Einziger Anhaltspunkt, den wir im Internet finden konnten: 8km östlich von Ölgii, was in der Mongolei jedoch viel bedeuten kann. Wir versuchen es auf dem Fremdenverkehrsamt, wo wir eine Nummer für das Touristoffice erhalten. Wir sollen bis nach Buga fahren, dann noch ein Stück weiter. Dieser Ort entpuppt sich als Vorort von Ölgii und wir fragen nochmals nach. Die Handbewegung des Mannes ungefähr interpretierend, folgen wir der Strasse noch weiter hinaus. Wir passieren ein Gatter und befinden uns auf einer offenen Ebene. Wir sehen kein abgesperrtes Gelände, keine Jurten, nichts was auf eine Sportstätte hinweisen würde. Da kommt uns ein Reisefahrzeug entgegen – ein deutscher Herr, der bereits das dritte Mal am Festival ist. Glückstreffer!
Wiedersehen mit Freunden am Adlerfestival
Das Festival findet vor dem Hügel rechts von uns statt. Aber heute wird erst aufgebaut, wir werden also noch nichts zu sehen bekommen. Aber anscheinden reiten heute die Jäger auf ihren Pferden und den Adlern auf dem Arm vom Dorf Sagsai nach Ölgii. Dort können wir sicher gute Fotos ohne viele Touristen schiessen. Wir bedanken uns für diesen Tip und fahren wieder zurück zu unserem Schlafplatz und zu der Hocheben hinauf. Wir postieren unsere Autos als Windschutz, setzen uns in die Sonne und warten. Nicht lange, da hält ein Auto und ein Tourist aus Singapore und sein Guide steigen aus. Der Mann ist extra für das Festival hergereist und arbeitet für ein Magazin. Der Guide erkennt direkt, dass wir aus der Schweiz kommen, was uns beeindruckt. Später erfahren wir, dass er mit Globetrotter zusammenarbeitet. Zufälle gibt es! Aus dem Wagen kommen Vogelgeräusche und wir spähen auf die Rückbank. Die beiden transportieren einen Adler eines Jägers. Bald darauf erscheinen die beiden auch: der Mann ist der Sieger des Vorjahres und ein junger Knabe mit eigenem Adler. Wir dürfen Fotos machen und im Gegensatz zu den beiden Jägern, welche wir bei der Hinfahrt getroffen haben, möchten sie auch keinen Vodka oder Geld dafür. Der deutsche Herr stösst noch zu unserer Gruppe und wir sehen noch mehr vorbeireitende Adlerjäger. Beeindruckend wie sie auf ihren kleinen stämmigen Pferden, dick eingepackt in Fellmäntel und reich verziert auf ihrem rechten Arm die stattlichen Adler halten. Immer wieder rasen auch Touristen-Buhankas an uns vorbei in das nächste Dorf oder halten auf der Eben und spucken mehrer Touristen alle mit riesigen Kameras und Objektiven bewaffnet aus. Wir kochen auf der Ebene noch unser Nachtessen, bevor wir wieder zurück zum Festival-Gelände fahren und uns einen Stellplatz in der anbrechenden Dunkelheit suchen. Wir sind einige Minuten zu spät losgefahren.
Um 10:00 Uhr soll das Fest losgehen. Mal schauen wir pünktlich die Mongolen sind. Die Touristen-Autos zumindest sind ziemlich pünktlich. Schon zwei Stunden vorher fahren ganze Konvois zum Gelände hoch. Als wir dort ankommen, reihen sich schon zig Toyotas und Buhankas nebeneinander und es wimmelt von Touristen. Wir sind erstaunt, wie viele es sind. An den World Nomad Games waren es auch viele, jedoch war das Verhältnis zu Einheimischen ausgeglichener. Hier haben wir das Gefühl, an einem rein touristischen Fest zu sein. Vor drei Jahren soll dies noch nicht so extrem gewesen sein. Dann aber kam ein Film über das Jäger-Mädchen heraus und seit dem ist die Touristen-Anzahl explodiert. Auch das tags zuvor getroffene Schweizer Pärchen ist extra für dieses Fest angereist (er schreibt für ein Magazin).
Wir sind überwältigt wie viele Leute mit einer grossen Kamera und einem noch grösseren Objektiv herum laufen. Dazu noch ein Stativ und den von der gebuchten Tour gestellten Stuhl. Auch wir holen unsere Stühle heraus und setzen uns an den Feldrand, den die Polizisten nach wie vor mit einem Seil am begrenzen sind. Leider können wir von der Eröffnungszeremonie kein Wort verstehen – entweder ist es auf mongolisch oder der Lautsprecher rauscht zu sehr, um die englische Übersetzung zu verstehen. Dem Anschein nach sind wir fast die einzigen Individualtouristen hier. Es wimmelt von Guides, so dass wir immer wieder Informationen in deutsch oder englisch aufschnappen können. Nach der Präsentationsrunde aller ca 60 Teilnehmer beginnt der Wettbewerb. Der Adlerjäger steht unterhalb des Berges und ruft seinen Adler mithilfe eines Stück Fleischs, das er in seiner Hand herumschwenkt. Oben auf dem Berg wird der Adler von einem Helfer losgelassen. Nun muss der Adler zu seinem Herrn fliegen und auf seiner Hand landen. Unten gibt es drei Kreise: der dem Berg am nächsten gibt sechs Punkte, der mittlere acht und der letzten zehn. Es kommt also darauf an, in welchem Kreis der Adler landet und wie lange dies gedauert hat. Dazu gibt es auch Punkte für die Kleidung und Abstimmung von Pferd und Reiter.
Leider ist die Thermik an diesem Morgen nicht auf unserer Seite. Viele Adler starten nicht, fliegen nur eine kurze Strecke oder zum nächsten Berg, wo sie wieder landen und sie mühsam durch ihre Jäger wieder eingefangen werden müssen. Doch ein paar Jäger haben Glück und die wohl schon etwas älteren und erfahreneren Adler erreichen ihr Zeil auf dem Arm des Jägers. Eindrücklich zuzuschauen, wie die Adler vom Gleiten in den Sturzflug übergehen. Da es bei 60 Teilnehmer eine Weile dauert, schlendern wir zwischendurch hinüber zum Basar, essen etwas und erstehen noch Wollkappe und warme Kamel- und Yakwoll-Socken. Wir sind immer besser gerüstet für den bevorstehenden Winter.
Nebst dem Adler-Wettbewerb sehen wir noch ein Kamelrennen, ein traditionelles Bogenschiessen, bei dem zwei Mannschaften versuchen, mit Pfeilen auf am Boden liegende Bälle zu schiessen und ein Reitwettbewerb, bei dem im Galopp vom Rücken des Pferdes zwei Mal ein Gegenstand vom Boden aufgehoben werden muss. Dieses Fest war jener Teil, den wir an den Nomad Games verpasst haben. Toll, dass wir doch noch ein Adlerfest gesehen haben.
Für die Nacht stellen wir uns an den Fluss runter, wo wir nicht die einzigen sind. Es steht bereits ein kleines Zelt da. Aber dies stört uns nicht und wir verbringen einen tollen letzten Abend zu viert, bevor es am nächsten Tag heisst, abschied zu nehmen – dieses Mal für längere Zeit. Wo wir uns das nächste Mal wohl treffen werden? Österreich, Schweiz, Afrika oder sonst wo? Wir wissen es nicht.
Wir verlassen das Gelände, erledigen in Ölgii nochmals alles nötige (einkaufen, tanken, duschen, Geld abheben, Wasser füllen), bevor wir uns in die Weiten der Mongolei und in Richtung Ulanbataar begeben.